Sphären: Spiegel der Seele
Unser Bewusstsein wird hin und hergerissen von Strömungen, die sich zerstreuen wie Wolken und Winde. Es gibt keinen eigentlichen Zustand, nur die Erscheinungen wechseln wie das Licht. Mal ist alles hell und klar, mal dunkel und verworren. Dennoch sind die Erscheinungen zu viele, als dass sie sich in einfachen Dichotomien auflösen ließen. Unser Denken und Fühlen durchläuft die verschiedenen Stadien der Blendung und Erleuchtung wie Blicke in die Sphären des Himmels. Eine Ordnung gibt es nicht. Auch nichts zu greifen. Am Ende ist alles Luft und Wasser, Wind und Licht. All das gibt nur ein Bild. Ein einzigartiges, immer neues Bild. Ein bloßes Dasein.
Die Bilder der Sphären zeigen Landschaften des Himmels. Himmlische und Höllische. Weite und Beengte. Die vier klassischen Elemente Luft, Wasser, aber auch Feuer (Licht, Blitz) und Erde (Mond, Staub) mischen sich in Reinform zu einem faszinierenden Spektakel über den mit irdischen Dingen beschäftigten Köpfen. Bemerken wir es überhaupt, zu welchen fantastischen Gebärden sich die Luft, die wir atmen herablässt? Überwältigt und aufgelöst fragt man sich: Ist das das Wesen der Welt? Aber es gibt kein Wesen der Welt und blickt man einmal kurz weg und wieder hin, sieht alles schon ganz anders aus, so schnell verändert es sich. Wer heute noch in der Wildnis unter freiem Himmel schläft, weiß: Derselbe Himmel kann Freude und Geborgenheit bedeuten, aber auch bis ins Mark erschüttern und alles freilegen, was die Seele hergibt.
Die Sphären Bilder sind vergängliche Erscheinungen, Schauspiele, die nicht mehr aufgeführt werden. Ein sonderbarer Theathergast steigt morgens um fünf über Dachziegel auf die Spitzen der Häuser und reist durch ganz Europa: Immer auf der Suche, immer der einzige Zuschauer und immer in Angst eine der phantastischen Vorstellungen zu verpassen. Wer sollte wissen, wann die Schauspieler - Wassertröpchen und Lichtquanten – mit ihrem Stück beginnen? Manchmal sitzt der Sucher tage- und nächtelang in menschenleeren Landschaften und nichts tut sich. Manchmal heißt es plötzlich und unerwartet doch noch: Achtung es geht los. Vorhang auf!